10 Jahre Linzer Medizinische Fakultät

Vor zehn Jahren öffnete die Medizinische Fakultät an der Johannes Kepler Universität Linz ihre Pforten. Wieviel Vorbereitung dafür erforderlich war, wie der Start gelang und welche Entwicklungen seither stattgefunden haben, erfahren Sie hier.

v.l.: OÖN-Redakteur Heinz Steinbock, LH Josef Pühringer, Minister Alois Stöger, Bgm. Franz Dobusch, Primar Albert Kröpfl, OÖN-Chefredakteur Gerald Mandlbauer, ÄKOÖ Präsident Peter Niedermoser; Foto: oön/vowe

Die ersten Spuren der Linzer „MedUni“ finden sich bereits im Jahre 1890, als der Abgeordnete Carl Beurle den ersten Antrag für die Idee in den OÖ Landtag einbrachte. Vier Jahre später wurde von Dr. Beurle und Gleichgesinnten eine „Denkschrift betreffend die Errichtung einer Medicinischen Hochschule in Linz a.D.“ im Auftrage des „Actions-Comites“ verfasst.

100 Jahre später

Dann wurde es ruhig um die Idee und erst 100 Jahre später, im Jahr 1990, wurden im OÖ Landtag wieder Gespräche über eine Medizin-Universität in Linz aufgenommen. Aber erst 2005 kam es schließlich zum Antrag auf Errichtung einer medizinischen Fakultät in Oberösterreich. Im Folgejahr wurde im OÖ Landtag ein einstimmiger Grundsatzbeschluss über die Errichtung einer Medizinischen Fakultät an der Linzer JKU in Form einer Bundesresolution verabschiedet. 2007 kam es auch in der Medizinischen Gesellschaft Oberösterreich zu einem Grundsatzbeschluss und ein Positionspapier wurde erarbeitet.

Engagement der Ärztekammer

Im Jahr 2008 begann das intensive Engagement der Ärztekammer für OÖ mit Präsident Dr. Peter Niedermoser. Als Projektpartner starteten ab nun regelmäßige Besprechungen mit dem damaligen Landeshauptmann LH Dr. Pühringer und Bürgermeister Dr. Dobusch sowie den im OÖ Landtag vertretenen politischen Parteien. Außerdem kam es zu ersten Kontakten mit Vertretern der JKU Linz. 2009 wurden zahlreiche wissenschaftliche Begleitstudien verfasst. So etwa eine volkswirtschaftliche Analyse der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte einer Med-Uni Linz, die „Studie zur Errichtung der medizinischen Universität in Linz/OÖ“ und eine Spectra-Umfrage. Erste Verbindungen zum Wissenschaftsministerium wurden aufgebaut und ein Initiativantrag der Abgeordneten des OÖ Landtages betreffend die Gründung der MedUni Linz wurde bei der Bundesregierung gestellt. Im selben Jahr gründete sich ein Proponentenkomitee (Zusammenschluss, um eine Gründung zu initiieren), das aus LH Dr. Pühringer, Bgm. Dr. Dobusch, Präsident Dr. Niedermoser und dem Präsidenten der Medizinischen Gesellschaft bestand. Unter dem Vorsitz von Prof. Brücke wurde außerdem der Verein der Förderer der Medizin-Uni Linz ins Leben gerufen.

2010 gaben die Abgeordneten zum OÖ Landtag eine gemeinsame Erklärung zur Errichtung einer Medizinischen Fakultät in Linz ab. Gleichzeitig präsentierte man im österreichischen Parlament eine Machbarkeitsstudie, und es entstanden Finanzierungsmodelle. Erste Verhandlungen mit dem Wissenschafts-Ministerium unter der Leitung von BM Dr. Töchterle starteten 2011.

Aktion Ärzte für OÖ

Die Unterschriftenaktion „Ärzte für Oberösterreich“ der OÖ Nachrichten sammelte 136.000 Unterstützungserklärungen, die im April 2012 an BM Dr. Töchterle übergeben werden konnten. Die Notwendigkeit einer eigenen MedUni in Linz zur Abmilderung des drohenden Ärztemangels wurde damit verdeutlicht.

Viele kleine Schritte

Im Jahr 2012 wurde eine gemischte Kommission ins Leben gerufen, die Vertreter von Bund, Land, Stadt, JKU, Ärztekammer und der Medizinischen Gesellschaft umfasste. Zeitgleich veröffentlichte das Gesundheitsministerium eine Studie zum Ärztebedarf. Zur konkreten Umsetzung der Medizinischen Fakultät Linz plante man außerdem einen Zusammenschluss von AKH, LFKK und LNK Wagner Jauregg, der 2015 zur Gründung des Linzer Universitätsklinikums führte.

Von rechtlicher Seite bedurfte es 2013 einer Beschlussfassung im Nationalrat zur Novelle des Universitätsgesetzes, um medizinische Fakultäten an österreichischen Universitäten errichten zu können. Eine Kooperation mit der Universität Graz wurde ins Leben gerufen. Die Medizinische Gesellschaft und die JKU präsentierten ein Forschungskonzept, auf politischer Ebene starteten Finanzierungsverhandlungen. Eine Art 15a-B-VG Vereinbarung zwischen Bund und Land wurde unterzeichnet. Das Projekt „Med-Uni Linz“ konnte 2013 offiziell starten.

Gründungsjahr mit ersten Studierenden

Im Gründungsjahr 2014 brauchte es unter anderem noch eine Finanzierungsvereinbarung zwischen Land OÖ und der Stadt Linz. Dann folgte die Fakultätsgründung. Der erste Aufnahmetest für das Medizinstudium in Linz wurde noch in diesem Juli durchgeführt und die ersten 60 Linzer Medizinstudent:innen nahmen ihr Studium im Herbst 2014 auf – vorerst noch in Graz.

Im Folgejahr mussten noch Geschäftsführer und Pflegedirektion bestellt werden. Die ersten Professuren wurden ausgeschrieben und berufen, die Vorbereitungen für den operativen Betrieb liefen auf Hochtouren.

Erste Absolvent:innen

Die ersten 35 Absolvent:innen aus Linz durften im Jahr 2020 ihren Abschluss feiern – wegen Corona leider ohne Sponsionsfeier, dafür aber mit vielen prominenten virtuellen Glückwünschen. Immerhin 16 dieser Absolvent:innen traten ihren Dienst in vier verschiedenen oberösterreichischen Spitälern an. Im Herbst 2021 wurde ein eigener Campus eröffnet, der an das Linzer Universitätsklinikum angeschlossen ist. An der akademischen Feier zum 10jährigen Bestehen im September 2024 nahmen rund 300 Gäste aus Wissenschaft, Medizin, Politik und Wirtschaft sowie Kooperationspartner:innen und Weggefährt:innen teil. Derzeit werden in Linz 320 Erstsemestrige pro Jahr aufgenommen und insgesamt lassen rund 1.300 Studierende an der Medizinischen Fakultät Linz die Köpfe rauchen.

Moderner Standort

Das Linzer Medizinstudium war das erste in Österreich, das im Bachelor-Master-System angeboten wurde. Als moderner Standort zeichnen die MedUni Linz innovative Lehrmethoden aus, wie etwa die Virtuelle Anatomie im JKU medSpace. Der interfakultäre Austausch sorgt zudem für gegenseitige Bereicherung. In Zukunft soll die sehr technikaffine Forschung am Standort weiter vorangetrieben werden, die mithelfen soll, dass Patient:innen ihr Leben selbstbestimmter und besser informiert meistern können. Die Medizinische Fakultät Linz leistet heute einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsversorgung der (ober)österreichischen Bevölkerung.

 

Mag. Katharina Wieser
Linzer Institut für Gesundheitssystem-Forschung