Krisensichere Gesundheitssysteme brauchen Geld

Ein aktueller Report der OECD weist darauf hin, dass es nach den immensen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie einer dringenden Anpassung der Gesundheitssysteme bedarf. Hauptsächlich muss in das Gesundheitspersonal, Vorsorgeprogramme und die digitale Infrastruktur investiert werden.

Dem Bericht Ready for the Next Crisis? Investing in Health System Resilience zufolge haben sich durch die COVID-19 Pandemie drei wesentliche Schwachstellen in den Gesundheitssystemen gezeigt: Unterfinanzierung, personelle Unterbesetzung und fehlende Vorbereitung. Deshalb waren auch die besten Gesundheitssysteme der Welt nicht ausreichend für die COVID-19 Pandemie gerüstet, wodurch die Lebenserwartung in 75 Prozent der OECD-Länder zurückging.

2019 waren durchschnittlich 35 Prozent der Bevölkerung in den OECD Staaten chronisch krank, was die Widerstandsfähigkeit schwächte und die Sterblichkeit während der Pandemie nach oben trieb. Dennoch werden nach wie vor nur etwa drei Prozent der Gesundheitsausgaben für präventive Maßnahmen verwendet.

Ein weiterer Schlüsselfaktor für eine qualitativ hochwertige Versorgung sind die Menschen, die in einem System beschäftigt sind. Es zeigte sich während der Pandemie, dass höhere Mitarbeiterzahlen mit einer geringeren Sterblichkeit korrelierten, mehr noch als die Anzahl an verfügbaren Betten.

Ein rechtzeitiges Aufrüsten der Mittel in den Gesundheitssystemen würde sich auch sozioökonomisch rechnen, denn die Auswirkungen eines weiteren Krisenereignisses würden damit merklich abgefedert und die anschließende Erholungsphase würde kürzer dauern, zeigt sich OECD-Generalsekretär Mathias Cormann überzeugt. Die Bewerbung von Gesundheitsvorsorgemaßnahmen, die Vorhaltung einer Personalreserve im Gesundheitswesen, die Sammlung und Anwendung von Gesundheitsdaten, internationale Kooperationen, stabile Beschaffungsketten und Vertrauen in die Regierung könnten den Zugang zum Gesundheitswesen, den Gesundheitszustand, das Wohlbefinden und die soziale Integration verbessern.

Das schwere Erbe der Pandemie wird uns hingegen noch einige Zeit beschäftigen, möglicherweise viele Jahre. 2020 wurden in den 31 OECD-Staaten 11 Millionen weniger Diagnostiken und planbare Operationen durchgeführt als noch 2019. Und das Gesundheitspersonal ist nachhaltig ausgebrannt. Mit diesen geringeren Personalressourcen wird es schwierig sein, den Rückstau an verschobenen Operationen und Diagnostiken wieder aufzuholen. Vor allem weil sich additiv neue Herausforderungen, wie die Behandlung von Long-COVID und die ansteigende Zahl der psychischen Probleme -  besonders bei jungen Menschen, stellen.

Um die Resilienz von Gesundheitssystemen zu verbessern bedarf es smarter Investments, besserer Koordination (auch zur Schaffung krisenfesterer Gesundheitseinrichtungen) und internationaler Kooperation. Der vorliegende Bericht schlägt jährliche Investments in der Höhe von 1,4 Prozent des Bruttoinlandproduktes vor (je nach Ausgabenhöhe des jeweiligen Landes im Jahre 2019). Die Hälfte dieses Geldes sollte in Personal des Gesundheits- und Pflegebereiches investiert werden, wodurch  drei Millionen zusätzliche Kräfte in den OECD-Staaten lukriert werden könnten.

Zusätzlich propagiert der Bericht Investitionen in die Dateninfrastruktur, um im Krisenfall qualitativ hochwertige Echtzeitdaten zur Verfügung zu haben. Auch sollten der Prävention und der Primärversorgung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Um künftige Herausforderungen meistern zu können bedarf es außerdem der steten Weiterentwicklung von Gesundheitstechnologien und der Schaffung von Infrastrukturen für einen effektiven und fairen Einsatz dieser Mittel.

 

Quelle

OECD
Bericht Ready for the Next Crisis? Investing in Health System Resilience