Steuer auf Süßgetränke als Prävention?

Gesundheitsprävention beginnt bekanntlich bereits dann, wenn der Mensch noch kein Patient ist. Die positive Einflussnahme auf den Lebensstil der Bevölkerung ist dabei unbestritten ein wichtiges Instrument. Maßnahmen zu setzen, die eine messbare Wirkung auf den Gesundheitszustand der Menschen haben, ist allerdings kein einfaches Unterfangen. Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit der Zuckersteuer aus?

Übergewicht und Fettsucht sind ein großes Problem unserer Zeit, denn die überflüssigen Pölsterchen gefährden nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern kosten auch dem Gesundheitswesen eine Menge Geld. Und obwohl dieser Umstand durchaus bekannt ist, tun sich die meisten Zeitgenossen mit einer nachhaltigen Lebensstiländerung schwer. Also stellt sich die Frage, ob vielleicht eine Ebene höher – bei den Produzenten – angesetzt werden könnte, um die Ernährung der Bevölkerung zu verbessern.

In über 100 Staaten der Welt (z.B. Mexiko, Frankreich, Großbritannien) ist das schon geschehen, denn dort wurde bereits eine Zuckersteuer auf Süßgetränke eingeführt. Das erklärte Ziel der Maßnahme ist die Reduktion des Konsums von Süßgetränken. In Großbritannien konnte nach der Einführung einer Steuer auf Zucker in Süßgetränken ein Rückgang des Zuckergehalts in Limonade und eine rückläufige Zahl bei Fettleibigkeit von Kindern schon 19 Monate nach Einführung der Steuer festgestellt werden. Am größten war der Effekt in der Gruppe der zehn- bis elfjährigen Mädchen aus sozial schwächeren Verhältnissen.

Studie für Deutschland
Einer Studie von Wissenschaftlern der TU München zufolge, die die Auswirkungen einer Steuer auf zuckerhaltige Getränke in Deutschland untersuchte, kam zu dem Schluss, dass sich damit in den nächsten 20 Jahren über 100.000 Fälle von Diabetes Typ 2 vermeiden ließen und dem Gesundheits- und Sozialsystem bis zu 16 Milliarden Euro an Kosten sparen würde. Die genauen Zahlen variierten je nach Festlegung der einzelnen Parameter der Simulation (z.B. Steuerhöhe, Besteuerung von Hersteller oder Konsument). Als wirksamstes Instrument stellte sich im Rahmen der Simulation die direkte Besteuerung der Hersteller heraus. Gewählt wurde hier eine gestaffelte Steuer wie in Großbritannien – bei einem höheren Zuckergehalt (g/ml) wird auch ein höherer Steuersatz eingehoben. In einem solchen Szenario würde jeder Deutsche durchschnittlich 2,3 Gramm weniger Zucker pro Tag zu sich nehmen. Dadurch könnten 244.000 Diabetesfälle vermieden werden und es würde Einsparungen in der Höhe von 16 Milliarden Euro bedeuten.

Große Auswirkungen
Die Ergebnisse der Studie seien laut unbeteiligter Wissenschaftler aber noch zu gering eingeschätzt, denn die Studie berücksichtigte nur Personen zwischen 30 und 90 Jahren. Der Konsum sei bei Kindern und Jugendlichen jedoch weitaus höher, so der Einwand. Eine Steuer auf Süßgetränke könnte also noch höhere Erfolge erzielen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt die Einführung einer Steuer auf Süßgetränke auch schon seit Längeren, um der zunehmenden Fettleibigkeit in der Bevölkerung entgegenzuwirken. Eine solche Steuer alleine ist im Kampf gegen die Volkskrankheit Übergewicht zwar kein Allheilmittel, aber ein wichtiger Baustein.

Quellen

NZZ
Studie aus Deutschland, Karl M. et al (2023)
Empfehlung der WHO

 

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