Gesundheitskompetenz umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und im Alltag anzuwenden, um in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention und Krankheitsbewältigung Entscheidungen treffen zu können, die ihre Gesundheit und Lebensqualität erhalten oder verbessern. Sie ist Ausdruck des Zusammenspiels individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie der Anforderungen, mit denen die Menschen in diesen Bereichen konfrontiert sind.“, so die Definition am Factsheet der Österreichischen Gesundheitskompetenz-Erhebung 2020.
An dieser Definition lässt sich ablesen, dass Chancengleichheit in Fragen der Gesundheit vor allem mit Bildung zu tun hat und mit dem Maß an Komplexität, in dem Gesundheitsinformationen zur Verfügung gestellt werden. Niederschwellige Informationsangebote sind daher von zentraler Bedeutung.
Wo steht Österreich
Auf europäischer Ebene besteht seit 2010 ein Netzwerk, das zum Ziel hat, die Gesundheitskompetenz in Europa zu stärken (Health Literacy Europe). Eine 2011 in 8 europäischen Ländern durchgeführte Befragung (HLS-EU) zeigte, dass in Österreich rund 56% der Befragten eine „limitierte“ Gesundheitskompetenz aufwiesen, während der internationale Durchschnitt bei 48% lag. 2020 wurde die Erhebung in Österreich zum zweiten Mal durchgeführt, welche die Ergebnisse von 2011 Großteils bestätigte – mit der Vermutung einer leicht gestiegenen allgemeinen Gesundheitskompetenz. Zwei Kernpunkte waren wenig überraschend: je geringer die Ausbildung und das Einkommen, desto schlechter auch die Gesundheitskompetenz. Am häufigsten holen sich die Österreicher:innen Gesundheitsinformationen bei Ärzt:innen und anderen Gesundheitsberufen sowie aus digitalen Quellen, vor allem dem Internet. Am schwierigsten scheint den Menschen die Orientierung im Gesundheitssystem und die Einschätzung von Gesundheitsinformationen im Internet zu fallen. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, verborgene wirtschaftliche Interessen hinter Gesundheitsinformationen zu erkennen. Auch die Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit und der tatsächliche Nutzen dieser Informationen fällt oft schwer. Das Einholen verlässlicher Informationen zum Thema Impfen stellt ebenfalls für viele eine Herausforderung dar.


