„7-day NHS“ bis 2020?

2012 enthüllte eine Studie eine höhere Todesrate für Patienten, die am Sonntag in einem Krankenhaus aufgenommen werden. Seitdem wird über einen stärkeren Ausbau der medizinischen Versorgung am Wochenende debattiert. Jetzt gibt es ein Ultimatum.

Schon seit dem Jahr 2012, als eine Studie enthüllte, dass in Großbritannien die Todesrate von Patienten, die am Sonntag in einem Krankenhaus aufgenommen werden um 16 Prozent höher ist, als wenn Patienten an einem Mittwoch aufgenommen werden, wird immer wieder über einen stärkeren Ausbau der medizinischen Versorgung am Wochenende debattiert.

Nicht nur in UK

Dieses Phänomen findet sich nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern auch in Ländern wie Deutschland oder Frankreich. Gründe könnte es dafür viele geben. Möglicherweise sind jene Patienten, die an einem Sonntag eingeliefert werden schlichtweg schwerer erkrankt, als jene, die noch bis zum Montag warten können. Eine andere Möglichkeit wäre, dass am Wochenende weniger qualifiziertes Personal anwesend ist, und somit keine adäquate Hilfe bereitgestellt wird. Dieser Argumentation folgt auch David Cameron, der den Ausbau des NHS zum 7-Tages Service zu einem seiner zentralen Wahlversprechen machte.

Wahlversprechen

Nun liegt es an Gesundheitssekretär Jeremy Hunt, dieses Versprechen auch einzulösen, und wie es scheint, möchte er das um jeden Preis tun. Bis September werden nun Gespräche mit der Britischen Ärztevertretung, der BMA (British Medical Association) geführt, doch wurde bereits angekündigt, dass im Zweifelsfall über die Köpfe der Standesvertretung hinweg entschieden würde. Zusätzlich zu einer Verankerung der Wochenendarbeitszeit sieht der vorliegende Entwurf auch Kürzung bei Überstundenzahlungen vor, die Hunt als Wucher bezeichnet. Der neue Vertrag soll ab April 2017 in Kraft treten.

Meinungen

Die BMA bezeichnet Hunt als Reformhürde, die Meinung der BMA spiegle nicht die Ansichten ihrer Mitglieder wider. Diese wiederum kontert, das nun gestellt Ultimatum solle nur davon ablenken, dass die Regierung nicht gewillt ist, die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen, und im Verlauf der vergangen zwei Jahre verabsäumt habe, andere Vorschläge zu machen.

Einen wirklichen Plan, wie nach einer solchen vertraglichen Änderung vorgegangen werden soll, so scheint es, gibt es noch nicht. Über den zusätzlichen Bedarf an Ärzten oder finanziellen Mitteln hält man sich vorerst noch bedeckt.

Aktuell

Derzeit wird nur für Ärzte in Unfall- und Notfallabteilungen ein Wochenend- und Nachtdienst vertraglich festgelegt, anderen Ärzten steht es frei, solche Dienste zu absolvieren oder nicht – so dass einzelne Dienste mitunter zu sehr hohen Stundensätzen individuell vereinbart werden müssen.

 

Weitere Informationen zum Gesundheitswesen in Großbritannien

 

Quellen

The guardian: consultants given ultimatum

The guardian: can the NHS realise Camerons ambitions?

Financial Times.com

The Telegraph