Maßnahmen gegen den Ärztemangel

Auch in Deutschland wird es, ähnlich wie bei uns, besonders in ländlichen Gebieten immer schwerer freie Ärztestellen zu besetzen. Um eine drohende - oder bereits bestehende - Unterversorgung abzuwenden, wurden und werden in vielen Bundesländern bereits Maßnahmen ergriffen. Teils wird dafür auch einiges an Geld in die Hand genommen.

Stipendien mit Verpflichtungen

In einigen Bundesländern werden Stipendien für Jungmediziner vergeben – mit der Verpflichtung für eine bestimmte Mindestdauer in einem unterversorgten Gebiet zu praktizieren – bei sonstiger Rückzahlung der Förderung. So etwa in Mecklenburg-Vorpommern, wo sich Medizinstudenten der Universitäten Rostock und Greifswald um ein Stipendium in der Höhe von monatlich 300 Euro bewerben können, das bis zu 4 Jahre und 3 Monate ausbezahlt wird. Dafür müssen die fertigen Ärzte mindestens 5 Jahre als Landarzt oder im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig sein. Das Förderprogramm soll noch bis 2022 laufen und umfasst ein Budget von einer Million Euro. Derzeit sind landesweit etwa 120 Hausarztstellen unbesetzt, so die Kassenärztliche Bundesvereinigung Mecklenburg-Vorpommern. Jedoch arbeiteten 2017 rund 100 Hausärzte mehr im Land als noch 2010, was als positives Resultat der Bemühungen gewertet wird.

Investitionshilfen

In Thüringen setzt man auf einen Investitionszuschuss für Arztpraxen in ländlichen Gegenden. Laut dem Sozialministerium in Erfurt wurden 2017 an 14 Arztpraxen 220.000 Euro vergeben – mehr als in den Jahren zuvor. Maximal könnten 290.000 Euro pro Jahr vergeben werden, bei 20.000 Euro bewegt sich der maximale Zuschuss pro Praxis. Der Arzt muss sich dafür in einem Ort mit höchstens 25.000 Einwohnern niederlassen und dort mindestens 5 Jahre arbeiten. Das Programm richtet sich aber nicht nur an Hausärzte, sondern auch an bestimmte Facharztgruppen, etwa Augenärzte. Der Investitionszuschuss ist in Thüringen allerdings nur ein Teil von einem ganzen Paket aus Fördermöglichkeiten, das die Kassenärztliche Vereinigung, Krankenkassen und das Land gegen den Ärztemangel geschnürt haben. Dazu gehören auch Honorarzuschüsse für Ärzte in unterversorgten Gebieten und ein „Thüringerstipendium" für Mediziner in der Facharztausbildung (monatlich 250 Euro; Verpflichtung 4 Jahre in Thüringen zu bleiben).

Mehr Studienplätze

In Niedersachsen gibt es rein statistisch gesehen bisher zwar noch keine Unterversorgung mit Ärzten, man will sich aber gegen einen künftig zu erwartenden Versorgungsengpass wappnen: Die kassenärztliche Vereinigung des Landes fordert daher die Schaffung von 200 zusätzlichen Studienplätzen im Fach Medizin und eine Ausweitung wurde auch bereits im Koalitionsprogramm von SPD und CDU vereinbart. Das Land sieht es als Option, dass von den zusätzlichen Plätzen 10 Prozent für Studenten reserviert werden könnten, die sich zu einer Tätigkeit in einem unterversorgten Gebiet verpflichten. Zudem ist für 2018 bereits ein Stipendienprogramm geplant, an dem 19 Studierende teilnehmen werden.

Förderbudget auch in Bayern

In Bayern will man ebenfalls dafür sorgen, dass hausärztliche Hilfe wohnortnah in allen Gebieten des Landes erreichbar bleibt. Dafür wurde für 2017/2018 ein Budget von 11,2 Millionen Euro bereitgestellt. Seit 2012 haben 313 Hausärzte und 73 Fachärzte und Psychotherapeuten von den Maßnahmen des Programms profitiert. Darüber hinaus werden auch in Bayern Stipendien an Fachärzte vergeben, die ihre Ausbildung in einer ländlichen Region machen und dann mindestens fünf Jahre dort weiter arbeiten. Es wird derzeit auch überlegt eine Mindestquote von fünf Prozent aller Studierenden einzuführen, die sich dazu verpflichten, als Arzt in einem unterversorgten Gebiet tätig zu werden.

Telemedizin und mehr Mediziner

In Baden-Württemberg stehen derzeit viel mehr Praxen zu Verfügung, als es Ärzte für die Übernahme gibt und das Problem wird sich wahrscheinlich noch verschlimmern. Die KV sieht den Grund dafür auch darin, dass junge Mediziner lieber als Angestellte und in Teilzeit arbeiten würden. Man sucht daher die Lösung in einer vermehrten Ausbildung von Ärzten. Darüber hinaus könnten telemedizinische Projekte die Situation am Land entspannen.

Neue medizinische Fakultät

Auch in Nordrhein-Westfahlen setzt man auf die zusätzliche Ausbildung von Jungmedizinern und einigte sich dafür sogar auf die Neuschaffung einer medizinischen Fakultät an der Uni Bielefeld, an der ab 2021 300 Mediziner pro Jahr studieren sollen. Zusätzlich will man auch hier eine Landarztquote an der Uni einführen, im Zuge derer sich bis zu 10 Prozent der Studierenden verpflichten, nach dem Studium 10 Jahre auf dem Land tätig zu sein.

Privatuni

Die Kassenärztliche Vereinigung  Sachsen-Anhalt zahlt Studenten sogar ein Stipendium an der Privatuni Witten/Herdecke, damit diese dann im Gegenzug wenigstens 10 Jahre als Landärzte praktizieren. So sollen bis zu 12 zusätzliche Landärzte hinzukommen. Stipendien für zukünftige Landärzte an staatlichen Einrichtungen gibt es bereits seit 2010 – je nach Förderhöhe für eine Mindestverpflichtung von zwei Jahren. Für Praxisgründungen werde in Sachsen-Anhalt bis zu 60.000 Euro an Fördergeldern gezahlt.

Landarztzuschläge und Wiedereinstiegskurse

In Hessen und in Rheinland-Pfalz gibt es jeweils ein ganzes Bündel an Fördermaßnahmen. So etwa Landarztzuschläge in Hessen, die nicht von den Kassenärzten, sondern von den Krankenkassen übernommen werden und Wiedereinstiegskurse für Ärzte, die derzeit nicht in ihrem Beruf tätig sind, in Rheinland-Pfalz.

 

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Quelle

Aerzteblatt.de