Medikamente: „Finanziert vom Steuerzahler“

Mit der Aufschrift „Finanziert vom Steuerzahler" („funded by the UK taxpayer") und der Angabe des Preises werden im Vereinigten Königreich ab dem nächsten Jahr verschreibungspflichtige Medikamente mit einem Wert über 20 GBP versehen.

Wie Forschungsergebnisse zeigen, tendieren 30 bis 50 Prozent der Patienten dazu, Medikamente nicht so einzunehmen, wie es von Ärzten oder von der Packungsbeilage vorgesehen wird – ungenützte Medikamente landen dann oft im Müll. Mit der nun vorgestellten Maßnahme soll auf die finanzielle Situation des NHS hingewiesen und an die Eigenverantwortung der Patienten appelliert werden

Verantwortungsbewusstsein

Gesundheitssekretär Jeremy Hunt möchte damit keinen Anreiz zur Verschreibung günstigerer Medikamente setzen, oder die Medikamentenausgaben senken, sondern dafür sorgen, dass verschriebene Medikamente wie vorgesehen eingenommen werden. Durch die außergewöhnlichen Maßnahmen könnte einerseits unnötiger Abfall vermieden werden, und andererseits das Bewusstsein der Patienten und somit die Folgsamkeit gestärkt werden, argumentiert Hunt.

Kosten

Während noch im Jahr 2010 das finanzielle Volumen durch entsorgte Medikamente auf 150 Millionen Pfund geschätzt wurde, spricht man mittlerweile von der doppelten Summe. Im selben Atemzug appelliert Hunt an die Bevölkerung, vereinbarte Arzt- oder Spitalstermine auch tatsächlich wahrzunehmen, da auch dadurch dem Gesundheitswesen jährliche Kosten von etwa 900 Millionen Pfund entstehen.

Zweifel

Zweifel an der Wirksamkeit dieser Maßnahme kommen von Seiten der Pharmaindustrie und der Apotheker. Es gäbe keine Evidenz für die Wirksamkeit derartiger Preisetikettierung. Vielmehr befürchtet man, dass es dadurch zu unerwünschten Anreizeffekten kommen würde, so dass zum Beispiel ältere Mitbürger aus Rücksichtnahme auf die öffentlichen Ausgaben vom Medikamentenkonsum abgeschreckt werden.

Trotzdem stimmt man dem zugrunde liegenden Problem der mangelnden Disziplin im Medikamentenkonsum zu. Ein stärkeres Bewusstsein hinsichtlich Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten wäre aber mindestens genauso wichtig, wie das Kostenbewusstsein, wenn es darum geht, zu vermeiden, dass Medikamente ungenützt im Abfalleimer landen.

 

Weitere Informationen zum Gesundheitssystem in Großbritannien

 

Quelle

the guardian