Kann frisches Geld die wachsende Unzufriedenheit bremsen?

Eine Umfrage zeigt, dass die Zufriedenheit der Österreicher:innen mit dem heimischen Gesundheitswesen deutlich zurückgegangen ist. Die Politik versucht die derzeitigen Mängel mit zusätzlichen Finanzmitteln zu bekämpfen. Bleibt zu hoffen, dass diese ausreichen werden, denn das einstig angeblich „beste“ Gesundheitssystem steht derzeit gewaltig unter Druck.

Zugegeben: Österreich steht mit seinen Problemen im Gesundheitssystem nicht alleine da, denn der Personalmangel ist in ganz Europa deutlich spürbar. Aber dieser ist auch nicht von heute auf morgen entstanden, sondern das Ergebnis einer jahrelangen, absehbaren Entwicklung. Dennoch wurden in der Vergangenheit nur sehr zaghaft Gegenmaßnahmen gesetzt. Nun ist der Mangel an Personal in allen Bereichen des öffentlichen Gesundheitswesens angekommen – und vor allem auch bei den Patienten. Daher sind die Zufriedenheitswerte drastisch gesunken.

Im Jahre 2021 bewerteten 28 Prozent das österreichische Gesundheitswesen mit einer schlechten Note, 2023 waren es bereits 42 Prozent (mittelmäßig bis schlecht). Außerdem ist die Mehrheit der befragten Personen davon überzeugt, dass sich unser System in Richtung Zwei-Klassen-Medizin bewegt (62 Prozent, 74 Prozent der chronisch Kranken). Zwar halten noch 52 Prozent unser Gesundheitswesen für gut oder sehr gut, jedoch erkennen 60 Prozent einen dringenden Handlungsbedarf, vorwiegend chronisch kranke Menschen.

Darunter sahen 18 Prozent den Ärztemangel als größtes Problem an und 16% kritisierten die langen Wartezeiten auf Termine in den Ordinationen und Ambulanzen. 13 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Kassenärzte und mehr Großzügigkeit bei der Bezahlung von Therapieleistungen durch die Kasse. Und wen sehen die Befragten in der Verantwortung diese Probleme zu lösen? Hauptsächlich die Politik (78 Prozent), die Krankenkassen (65 Prozent) und die Spitalsträger (60 Prozent), aber auch die EU (31 Prozent), die Ärzteschaft (30 Prozent) und zum geringen Teil auch die Patientinnen und Patienten selber (nur 9 Prozent).

Dass die Bewertung des Gesundheitswesens im Vergleich zu früheren Jahren eher schlecht ausfällt hat auch seine berechtigten Gründe, denn der Personalmangel ist deutlich spürbar. Erst diese Tage gab es einen Bericht zum Braunauer Spital, das die Zahl der Geburten aufgrund von einem Mangel an Hebammen deutlich zurückschrauben muss. Und auch der Rektor der Grazer Uni-Zentralklinik warnt vor einer „Zwei-Klassen-Medizin“, da aufgrund fehlender Ressourcen in öffentlichen Krankenhäusern immer mehr Menschen auf Privatspitäler ausweichen müssten. Dies zieht für viele dieser Menschen eine Rechnung nach sich, die auf eigene Kosten geht.

Im Budget 2024 darf sich das Gesundheitswesen nun, neben den Themen Sicherheit, Klima und Wissenschaft, über ein deutliches Mehr an finanziellen Mitteln freuen. Der Bereich Gesundheit, allen voran der niedergelassene Bereich und die Pflege werden vor allem über den Finanzausgleich bedient, welcher 2024 mit 3,4 Mrd. Euro dotiert wurde. Davon gehen 920 Mio. Euro in den Gesundheitsbereich und 644 Mio. Euro in die Pflege. Der größte Teil des Finanzausgleichs geht aber an den neuen „Zukunftsfonds“ (1,1 Mrd. Euro). Dieser stellt vor allem Mittel für die Bereiche Kinderbetreuung, Wohnen und den Umwelt- sowie Klimaschutz bereit. Für dieses Geld müssen von den Ländern und Gemeinden jedoch Ziele erreicht werden, die es noch zu definieren gilt.

Für den Gesundheitsbereich soll das Geld hauptsächlich für die Stärkung des niedergelassenen Bereichs, die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung und die Stärkung der Spitalsambulanzen ausgegeben werden (zusätzlich 300 Mio. Euro). Unter anderem sollen 100 neue Kassenarztstellen geschaffen werden. Weitere 550 Mio. Euro sollen in Strukturreformen fließen, 17 Mio. in die Digitalisierung (eHealth), 20 Mio. in die Gesundheitsförderung, 30 Mio. in Impfmaßnahmen und drei Mio. in den Sektor Medikamente.

Der Pflegefonds wird 2024 um 644 Mio. Euro, auf insgesamt 1,1 Mrd. Euro, aufgestockt. Dieser Posten wird 2025 mit der Inflationsrate (2 Prozentpunkte) valorisiert, um höhere Ausgaben in den Bereichen Gehälter, Ausbildung und etwa der Community Nurses auf längere Zeit zu sichern.

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Quellen
Medinlive
orf.at
Der Standard