Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen

Kima und Gesundheit stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander: zum einen beeinflussen klimatische Veränderungen die Gesundheit von Menschen und zum anderen ist der Gesundheitssektor selber Mitverursacher von schädlichen Klimagasen. Deshalb hat Österreich seit Juli 2024 eine eigene Strategie für ein klimaneutrales Gesundheitswesen.

Klimafreundliche Gesundheitsversorgung; Quelle: Strategie Klimaneutrales Gesundheitswesen

6,7 Prozent des nationalen CO2-Fußabdrucks stammen in Österreich ursächlich aus dem Gesundheitsbereich. Das ist eine nicht zu verachtende Zahl und das Gesundheitswesen kann daher auch einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des Ziels der Klimaneutralität bis 2040 beitragen. Im Fokus der Strategie stehen die Handlungsfelder Gebäude, Energieversorgung, Arznei- und Medizinprodukte, die Gemeinschaftsverpflegung aber auch die Bereiche Abfall, Ressourcen sowie Mobilität und Transport. Für jeden dieser Bereiche finden sich auch Handlungsempfehlungen in der Strategie.

Unterstützung durch GÖG

Zur Unterstützung der Gesundheitseinrichtungen bei der Umsetzung von klimafreundlichen Maßnahmen wurde 2022 das Kompetenzzentrum für Klima und Gesundheit – Klimaneutralität und nachhaltige Transformation in der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) gegründet. Dort wurden fünf zentrale Maßnahmen, „The Big Five“ genannt, erarbeitet:

  1. Die Strategie Klimaneutrales Gesundheitswesen bildet die Ausgangslage, zeigt Rahmenbedingungen und Handlungsoptionen auf und zeigt Wege auf, die die Erreichung des Ziels „Klimaneutrales Gesundheitswesen“ ermöglichen.
  2. Die GÖG stellt Beratungen für klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen zur Verfügung, denn Umweltthemen sind natürlich nicht das Kerngeschäft von Spital, Ordination und Co. Die GÖG stellt daher seine Expertise zur Verfügung. Bisher nehmen diesen Service 457 Gesundheitseinrichtungen in Anspruch, darunter Praxen, PVZs, Apotheken, Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen. Die Beratung gliedert sich in 3 Phasen: Erstens wird eine Analyse der Ist-Situation durchgeführt und eine Datenerhebung zu Ressourcen- und Energieverbrauch gemacht. In der Folge wird ein Klimaaktionsplan entwickelt und es werden konkrete Ziele und Maßnahmen definiert. Zweitens werden die Gesundheitseinrichtungen in der Umsetzung begleitet und etwa zu möglichen Fördermaßnahmen, die in Anspruch genommen werden können, beraten. Die dritte Phase ist die Evaluierung der gesetzten Ziele und Maßnahmen.
  3. Der Best-Practice-Award „Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“, der im Oktober 2024 an 18 Einrichtungen verliehen wurde, soll Einrichtungen, die innovative Projekte zum Klimaschutz umgesetzt haben, vor den Vorhang holen und so Andere zur Nachahmung anregen. Insgesamt wurden bisher 36 Auszeichnungen vergeben.
  4. Ein eigens eingerichteter Lehrgang zur Klimamanager:in in Gesundheitseinrichtungen soll Kompetenzen in der Einrichtung verankern. Darüber hinaus wurde auch ein eigenes Curriculum für Arztpraxen und Apotheken zusammengestellt, denn diese Einrichtungen sind kleiner und haben andere Bedürfnisse als große Betriebe.
  5. Die Plattform Pionierinnen und Pioniere der guten Praxis in den Gesundheitseinrichtungen wurde zum Wissenstransfer zwischen Gesundheitseinrichtungen eingerichtet. Denn nicht jede Einrichtung muss alles neu erfinden. Diese Plattform findet sich unter https://agenda-gesundheitsfoerderung.at und man kann dort nach Art der Einrichtung, der Art der Maßnahme etc. filtern, um bestimmte Maßnahmen zu recherchieren. Wer etwa wissen möchte, was Arztpraxen im Bereich Mobilität bereits umgesetzt haben, findet auf der Plattform das Beispiel der Augenarztpraxis Dr. Laufenböck in Vorarlberg mit jährlich um die 10.000 Patienten. Dort wurde eine Kooperation mit dem Verkehrsverbund und der ÖBB eingegangen, die es Patienten der Praxis ermöglicht kostenlos zur Praxis anzureisen. Dafür muss in den Öffis lediglich die SMS-Terminerinnerung vorgewiesen werden. Die Kosten dafür trägt die Ordination, die dafür mit dem Best-Practice-Award ausgezeichnet wurde. Auf der Plattform finden sich auch Kontaktdaten für einen einfachen Austausch.

Abgestufte Versorgung und Klima

In der Strategie Klimaneutrales Gesundheitswesen zeigt sich auch, dass eine abgestufte Versorgung nicht nur die ressourcenschonendste, sondern auch die klimafreundlichste ist. Denn beim Best Point of Service werden auch die wenigsten Treibhausgase ausgestoßen. Die Versorgungspyramide für den Klimaschutz gleicht daher dem empfohlenen Patientenpfad „digital vor ambulant vor stationär“.

Zukunftsweisend

Österreich bekleidet mit der Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen international eine Vorreiterrolle, denn eine solche Strategie gibt es außer bei uns erst in Frankreich und in England. Im kommenden Jahr wird laut der Leiterin des Kompetenzzentrums bei der GÖG, Frau Mag. Dr. Ruperta Lichtenecker, ein Schwerpunkt im Bereich der Digitalisierung gesetzt und ein besonderer Fokus auf die Kreislaufwirtschaft gelegt.

 

Mag. Katharina Wieser
Linzer Institut für Gesundheitssystem-Forschung
www.ligforschung.at