In Tschechien, Polen und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas haben junge Ärzte in den vergangenen Jahren in großen Scharen ihre Heimat verlassen, und die Abwanderung ist nicht zu stoppen. Ziel sind vor allem die westliche EU-Länder, wo sie in den Krankenhäusern jene Lücken ausfüllen, die durch die Emigration einheimischer Mediziner nach Skandinavien oder in die Schweiz entstehen, wo bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter locken.
Unter dieser Ärztewanderung leidet vor allem die Gesundheitsversorgung in den betroffenen Ländern. In Tschechien, Polen, der Slowakei, Ungarn, Bulgarien und Rumänien herrscht im Gesundheitswesen bereits eine regelrechte Notlage. Vor allem ländliche Gebiete sind stark betroffen. Hoffnungslos unterbesetzte Kliniken und lange Wartezeiten in den Arztpraxen sind die Folge. Versprechen der Regierung werden seit Jahren nicht umgesetzt - so ergreifen immer mehr Mediziner und auch Pflegepersonen die Flucht in eine vielversprechende Zukunft.
"Danke, wir gehen"
Im Zuge der Aktion "Danke, wir gehen" kam es in Tschechien Ende 2010 zu einer eindrucksvollen Protestaktion: Rund ein Viertel aller Krankenhausärzte reichte am Jahresende 2010 die Kündigung ein. Dabei geht es nicht nur um mehr Geld, sondern auch um eine Verbesserung von Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Nach jahrelanger Tatenlosigkeit beschloss das Parlament in Prag nun für 2015 zumindest eine Gehalts-Aufstockung um fünf Prozent für die Beschäftigten der Kliniken. Ob das die Spitalsangestellten tatsächlich zufrieden stellen wird, ist zweifelhaft.
In Polen, wo Ärzte vor allem nach Deutschland, Großbritannien und Norwegen auswandern um dort ein vielfaches des heimischen Gehalts zu verdienen, kam es Anfang des Jahres zu Streiks und Schließungen von Polikliniken. Grund dafür war, dass viele niedergelassene Ärzte der Vergütungsvereinbarung des Gesundheitsministeriums nicht zustimmen.
Rumänien habe beispielsweise für die Ausbildung junger Ärzte die dann ins Ausland gingen 3,5 Milliarden Euro ausgegeben - Geld das wohl für immer verloren sein wird. Vor allem in ländlichen Gebieten ist man bereits mit massiven Versorgungsproblemen konfrontiert weil Mediziner fehlen.
Quelle: Süddeutsche Zeitung