Bereits im Jänner hatte der LHV, die nationale Vereinigung der Allgemeinmediziner, darauf aufmerksam gemacht, dass ein Großteil der Ärzte unzufrieden mit den Verträgen der Versicherungen ist und sich mangels Alternative dazu gedrängt fühlt, diese trotzdem zu unterzeichnen. Ein Spielraum bestehe in den sogenannten Verhandlungen nicht, wie drei Viertel der 1750 befragten Ärzte angaben. Gar 92% gaben an, den angebotenen Vertrag nicht zu unterzeichnen, wäre trotzdem keine Option.
Die Umfrage wurde durchgeführt, nachdem in Regionen, in denen ein einzelner Versicherungsanbieter dominiert, eine große Anzahl an Ärzten verweigerte, den angebotenen Vertrag zu unterzeichnen.
Einer der Haupt-Kritikpunkte am vorherrschenden System ist die mangelnde Verhandlungsmacht der Ärzte gegenüber den Versicherungen. Aufgrund von Kartellrechtlichen Richtlinien ist es dem Berufsverband nicht gestattet, stellvertretend für die Hausärzte seine Verhandlungsmacht auszuspielen und Verträge zu verhandeln. Um den Wettbewerb anzukurbeln muss jeder Arzt seinen Vertrag mit den Versicherungen individuell aushandeln - was de facto bedeutet, dass der einzelne Arzt den Vertrag von der Versicherung entweder annehmen oder ablehnen kann. Ernsthafte Nachverhandlungen gibt es nicht. Gleichzeitig kontrollieren jedoch vier große Versicherungsunternehmen 90 Prozent des Marktes.
Wer nicht unterzeichnet, ist nicht in der Lage, den Patienten die in den Verträgen umfassten Leistungen, wie beispielsweise kleinere chirurgische Eingriffe, anzubieten.- somit nehmen viele Allgemeinmediziner die ungünstigen Bedingungen trotzdem in Kauf. Die Angst vor unzureichendem Einkommen drängt viele Ärzte dazu, trotzdem zu unterzeichnen.
Die Gesundheitsministerin Edith Schippers erkennt die nachteilige Position der Ärzte in den Verhandlungen an und hat eine Beschwerdestelle eingerichtet
Finanzielle Anreize
Außerdem kritisieren die Mediziner, dass ihnen von den Versicherungen mittels finanzieller Anreize vorgegeben wird, welche Medikamente sie verschreiben müssen, und zu welchen Laboren sie ihre Patienten für Untersuchungen schicken müssen - nämlich genau jene, bei denen die Versicherungen beteiligt sind. Somit werden medizinische Entscheidungen von finanziellen Anreizen anstelle von Patientenbedürfnissen gesteuert.
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Quelle
DutchNews.nl: Over 90% of Dutch doctors unhappy about health insurance contracts
DutchNews.nl: Family doctors very unhappy abouth health insurance contracts