6. Linzer Gesundheitspolitisches Gespräch: Die Zukunft der Landmedizin - Grundversorgung in Gefahr?

Mit der Zukunft der Landmedizin beschäftigte sich das gut besuchte 6. Linzer Gesundheitspolitische Gespräch am 12. November im Ars Electronica Center Linz. Denn die Spezies des niedergelassenen Landmediziners mit Kassenvertrag ist in ernsthafter Gefahr – und damit die flächendeckende Versorgung der Patienten.

Mit der Zukunft der Landmedizin beschäftigte sich das gut besuchte 6. Linzer Gesundheitspolitische Gespräch am 12. November im Ars Electronica Center Linz. Denn die Spezies des niedergelassenen Landmediziners mit Kassenvertrag ist in ernsthafter Gefahr – und damit die flächendeckende Versorgung der Patienten.

Ungewöhnlich rasch meldeten sich Zuhörerinnen und Zuhörer gleich zu Beginn zu Wort, als Sebastian John von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Deutschland die Verteilung der Ärzte schilderte. Denn Sorge um die Landmedizin beschränke sich keineswegs auf Österreich alleine. „Wo die meisten Ärzte sind, leben die Patienten am längsten. Allerdings sind das genau jene Gegenden mit dem höchsten sozioökonomischen Standard", sagte Sebastian John in seinem Vortrag und brachte damit auf den Punkt, wie notwendig aus seiner Sicht eine Bedarfsplanung sei und worin die Ursachen für einen Landarztmangel liegen.

„Kassenärztliche Planstellen für Allgemeinmediziner können immer häufiger nicht mehr nachbesetzt werden, insbesondere im ländlichen Raum. In Anbetracht der Gesamtsituation ist dies nicht weiter verwunderlich", schilderte Universitätsprofessor Dr. Manfred Maier, Vorstand der Abteilung für Allgemeinmedizin an der Medizinuni Wien die gegenwärtige Situation. Der Landärztemangel sei ein multifaktoriell bedingtes Problem und erfordere einen umfassenden Lösungsansatz. Er zeigte vor allem die Vorteile einer starken Primärversorgung auf, wies aber darauf hin, dass Österreich trotz langjähriger Zugeständnisse noch deutlichen Aufholbedarf habe.

Der Beruf des Arztes selbst ist sehr spannend", sagt MR Dr. Wolfgang Ziegler. „Aber die Rahmenbedingungen erschweren es, ihn auszuüben. Das beginnt bei den restriktiven Zulassungsbestimmungen zum Medizinstudium, setzt sich fort bei der fehlenden Finanzierung der Lehrpraxis und mündet darin, dass der Arztberuf dadurch für Interessierte zunehmend an Attraktivität verliert. Es ist hoch an der Zeit, Lösungen zu finden!"

Die anschließende Podiumsdiskussion bewies deutlich, wie unterschiedlich die Positionen sind. „Ich plädiere vehement für Hausapotheken in allen Bereichen", sagte Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol, Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes und sprach damit einen seit Jahren wunden Punkt in der Allgemeinmedizin an. BR Bürgermeister Reg.Rat Peter Oberlehner warf ein: „Ich habe einen ketzerischen Vorschlag: Gründen wir einen Fonds, in den Ärzte mit Hausapotheke einzahlen und aus dem sich Ärzte ohne Hausapotheke dann bedienen können" – eine Aussage, die sofort auf heftige Reaktionen aus dem Publikum stieß. Mag. Bernhard Wurzer vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger fand ebenfalls deutliche Worte und forderte, „den Arztberuf unbedingt attraktiver zu machen und diese Attraktivität auch nach außen zu tragen." Aus seiner Sicht sei eine medikamentöse Versorgung durch den Arzt nicht sinnvoll.

Dass „mit Nachfolgepraxen und Hausärztlichem Notdienst sehr wohl schon viel passiert" sei, unterstrich Mag. Franz Kiesl, Ressortdirektor der OÖ Gebietskrankenkasse: „Aber wir müssen aus den Gleisen hinausdenken und ein wertschätzendes Miteinander anstreben." Sebastian John konstatierte: „Wenn ich den österreichischen Akzent herausnehmen würde, dann könnte diese Diskussion deckungsgleich auch in Deutschland passieren." Einigkeit herrscht jedenfalls in Hinblick auf die Zukunft der Allgemeinmedizin in 20 Jahren: „Die derzeitigen Symptome sind erst die Vorboten dessen, was uns möglicherweise noch bevorsteht."