Der Behandlungsbedarf in der Bevölkerung ist stark ansteigend, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Trotz steigender Ärztezahlen geht die Schere zwischen Behandlungsbedarf und Behandlungskapazität immer weiter auseinander. Die Gesamtzahl der Ärzte hat sich im letzten Jahr um 2,1%, und bei Ärzten und Psychotherapeuten in der vertragsärztlichen Versorgung immerhin noch um 1,5% erhöht. In den Kliniken hat sich die Zahl der Behandlungsfälle in den letzten 10 Jahren um 2,5 Millionen auf 19,8 Millionen erhöht und auch in der vertragsärztlichen Versorgung kommt es jährlich zu mehr als einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten.
Kopfzahl steigt stärker als Arbeitskapazität
Nur den reinen Anstieg der Kopfzahlen in der Ärzteschaft zu betrachten ist außerdem ein schwerer Fehler, denn die Frauenquote – und damit die Teilzeitbeschäftigung – steigt auch in der Ärzteschaft. 2016 waren 46,5% der berufstätigen ÄrztInnen weiblich, 1991 war es noch knapp ein Drittel. Immer mehr angestellte Ärzte und Ärztinnen entscheiden sich für eine Teilzeitbeschäftigung. Allein im Jahr 2015 stieg dieser Anteil um 10,6%.
Viele Ärzte kurz vor Pensionierung
Ein weiteres Problem wird sich in den kommenden Jahren verstärkt zeigen, denn beinahe jeder vierte niedergelassene Arzt in Deutschland plant in den nächsten fünf Jahren in Pension zu gehen. Das Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärzteschaft liegt laut KBV derzeit bei 54 Jahren. Diese Lücke könne derzeit mit jungen Ärzten nicht kompensiert werden, warnt der Bundesärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery und empfiehlt eine Steigerung der Studienplätze im Bereich der Humanmedizin um 10 Prozent. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Andreas Gassen sieht aufgrund des Ärztemangels für junge Ärztinnen und Ärzte in Niederlassung derzeit beste berufliche Chancen. Umsatzgarantien, Investitionshilfen, flexible Arbeitszeitmodelle und die Option zunächst als angestellter Arzt in der Praxis zu arbeiten sind nur einige der möglichen Vorteile. Im vierten Quartal 2016 verzeichnete die KBV 2.727 freie Hausarztstellen, 600 mehr als im Jahr zuvor. Gassen betont daher, man müsse sich von der Vorstellung verabschieden, in jedem Dorf einen eigenen Hausarzt zu haben.
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