Erstmals ausschließliche Fernbehandlung erlaubt

Der Vorstoß kommt von der Landesärztekammer Baden-Württemberg, die bereits im vorigen Sommer die ärztliche Berufsordnung entsprechend anpasste und damit einen Paradigmenwechsel im deutschen Gesundheitssystem einläutete.

Bisher konnten auf diese Weise nur Patienten betreut werden, die dem Arzt auch persönlich bekannt sind. Vorerst wird die Neuerung im Bereich der Telemedizin daher lediglich in Modellprojekten erprobt, die zuvor von der Landesärztekammer genehmigt werden müssen und während ihrer Laufzeit evaluiert werden.

 

Kriterienkatalog

Die Landesärztekammer hat einstimmig beschlossen, dass die zugelassenen Modellprojekte einem umfangreichen Kriterienkatalog entsprechen müssen. Höchste Priorität haben etwa Datenschutz und Qualitätssicherung. Außerdem müssen bei der Entscheidung über Art und Umfang der Fernbehandlung auch immer die krankheits- und patientenbezogenen Umstände mit einfließen, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Von selbst versteht sich, dass der medizinische Standard auch bei Fernbehandlungen immer eingehalten werden muss. Der Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Ulrich Clever, betont außerdem, dass es immer dazugehört, die Patienten über die besonderen Rahmenbedingungen einer ausschließlichen Fernbehandlung aufzuklären.

 

Mögliche Einsatzgebiete

Zu den vorstellbaren Anwendungen gehört etwa eine telefonische Anamnese und Befunderhebung, die durch Fotos vom Smartphone unterstützt werden könnte. Persönliche Beratungen, Arzneimittelverschreibungen oder Krankschreibungen ließen sich ebenfalls telefonisch abwickeln.

Die Landesärztekammer betont, dass Fernbehandlungen in anderen Ländern längst zur Versorgungsrealität gehören. Die Ärztekammer reagiert mit ihrem Vorstoß auf das immense Interesse an solchen Diensten bei Ärzten, Patienten, der Politik, den Krankenkassen und der Industrie und sieht großes Potential in den Modellprojekten. Vor allem vor dem Hintergrund der Demographie, des technisch Machbaren und auch des spürbaren Ärztemangels sind die Chancen vielfältig, ist Clever überzeugt.

 

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Quelle

aerzteblatt.de