Finanzausgleich manipuliert

Der Chef der Techniker Krankenkasse hat offen gelegt, dass Krankenkassen versuchen, die Risikostruktur ihrer Versicherten möglichst schlecht darzustellen.

Im Deutschen Krankenversicherungswesen herrscht eine Konkurrenzsituation zwischen den verschiedenen Krankenversicherungsanbietern. Da die Beitragssätze der Grundversicherung für alle Versicherten gleich sind, hat sich ein Wettbewerb um die günstigsten Versicherungsrisiken entwickelt, dem ein Risikostrukturausgleich entgegenwirken soll. Nun hat der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, in einem Interview offen gelegt, dass Krankenkassen zusätzlich versuchen, die Risikostruktur ihrer Versicherten möglichst schlecht darzustellen.

Risikooptimierung

Um die Versichertenstruktur zu beeinflussen, sollen Ärzte ihre Patienten kränker erscheinen lassen, als diese wirklich sind. Leichter Bluthochdruck wird damit auf dem Papier zu schwerem Bluthochdruck, eine depressive Stimmung wird zu einer Depression. Baas gibt an, dass dafür sogar Prämien bezahlt werden. Auch entsprechende Beratungsdienstleistungen werden in Anspruch genommen, um die Abrechnung zu optimieren. Insgesamt sei dafür seit 2014 eine Milliarde Euro ausgegeben worden, und somit der Beitragssatz um etwa 0,3 Prozentpunkte höher, als eigentlich notwendig.

Offenheit

Mit diesem mutigen Schritt zur Offenheit möchte Baas die Entwicklung eines manipulationsresistenten Systems vorantreiben. Man bewegt sich mit dieser Vorgehensweise derzeit in einem rechtlichen Graubereich. Andere Stellen sprechen gar von systematischem Betrug, Anzeige wurde erstattet.

 

Weitere Informationen zum Gesundheitswesen in Deutschland

 

Quellen

Spiegel.de

Zeit.de

FAZ.net