Praxen könnten Notaufnahmen radikal entlasten

Zahlen aus dem Jahr 2018 zeigen: in deutschen Notfallambulanzen werden auch während der Praxisöffnungszeiten viele Fälle betreut, die genauso gut in Haus- und Facharztpraxen behandelt werden könnten. 2 bis 2,5 Millionen Patienten pro Jahr müssten demnach zu niedergelassenen Ärzten umgelenkt werden.

Die Grafik des Monats vom Dezember 2019 des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland  (Zi) stellt die Zusammensetzung der Fälle in den Notaufnahmen der Spitäler während der Öffnungszeiten der Praxen dar. Bei 45,6% der Behandlungsfälle handelte es sich um traumatologische Ereignisse (Verletzungen und Wunden) und weitere 4,9 Prozent konnten unter  Erkrankungen den Herz-Kreislauf-Systems subsumiert werden. Diese scheinen in den Notfallambulanzen richtig aufgehoben. Jene Patienten mit Rückenbeschwerden (8,9%), Magen-Darm-Erkrankungen (8,2%) und fiebrigen Infekten der oberen Atemwege (6,6%), also in Summe beinahe 24 Prozent der Fälle, wären hingegen gut beim Vertragsarzt aufgehoben gewesen. Zu den „anderen Diagnosen“ lassen sich schwer Zahlen festlegen, wie viele Patienten hier auch in den Praxen behandelt werden könnten. Experten schätzen jedoch, dass insgesamt zwischen 30 und 50 Prozent der Fälle in den Spitalsambulanzen auch beim Vertragsarzt versorgt werden könnten.

Die Umlenkung dieser rund 2 bis 2,5 Millionen Patienten* in den niedergelassenen Bereich könnte auch durch die Bereitschaftsdienstnummer 116117 unterstützt werden. Außerhalb der Ordinationszeiten konnten durch diesen Dienst bereits positive Erfolge verzeichnet werden: Zwischen 2016 und 2018 reduzierten sich die Fallzahlen in den Spitalambulanzen um 220.000, während diese zwischen 2015 und 2018 beim Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Haus- und Fachärzte um 360.000 Fälle anwuchsen.

Seit 1. Jänner 2020 ist die Bereitschaftsdienstnummer rund um die Uhr erreichbar, um ganztags Patienten  in die für sie am besten geeignete Betreuungseinrichtung zu lenken.

* jährlich werden in den niedergelassenen Praxen rund 600 Mio. Abrechnungsfälle verzeichnet

 

Weitere Informationen aus dem Gesundheitswesen in Deutschland

 

Quelle

Zi - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland