Selbsttherapie im Internet soll Kosten senken

Das Gesundheitswesen in Großbritannien ist angespannt, besonders seit dem Brexit-Votum. Wartezeiten werden länger, Ärztinnen und Ärzte werden immer mehr zur Mangelware. Deshalb greift das Londoner Gesundheitsministerium auch zu unkonventionellen Lösungen, um Kosten zu senken.

Eklatanter Mangel bei Hausärzten

Das Bild in der Primärversorgung spiegelt in besonderer Weise den Ärztemangel im Vereinigten Königreich wieder: es fehlen laut Berufsverbänden 5.000 Allgemeinmediziner im NHS. Das Gesundheitsministerium streitet diese Tatsache auch keineswegs ab, verfügt jedoch nicht um die notwendigen Mittel, um mehr Hausärzte einzustellen. Die Folgen sind überrannte Praxen und eine wachsende Unzufriedenheit bei den staatlichen Hausärzten und den Patienten.

 

Delegation und Online-Selbsthilfe

Um Abhilfe zu schaffen, will das Gesundheitsministerium einerseits primärärztliche Aufgaben an andere Gesundheitsberufe, wie Krankenpfleger und Apotheker, delegieren. In einigen Regionen Großbritanniens werden Nicht-Ärzte auch bereits stärker in die Basisversorgung eingebunden. Andererseits sollen aber auch Informationen im Internet dafür sorgen, dass sich Patienten vermehrt „selbst therapieren", also sich online Therapietipps holen, anstatt zum Hausarzt zu gehen. Simon Stevens, Leiter des NHS England, schätzt, dass sich 15 Prozent der Hausarztbesuche durch die Online-Aktivitäten einsparen ließen. Die Ärzteverbände in Großbritannien sind diesen Ideen grundsätzlich nicht abgeneigt, warnen jedoch davor, dass medizinisch wichtige Arztbesuche wegrationalisiert werden könnten, auch auf Kosten von Patientenleben. Alle Maßnahmen zusammen sollen etwa jeden vierten Hausarzt einsparen helfen.

 

Weitere Informationen zum Gesundheitswesen in Großbritannien

 

Quelle

ÄrzteZeitung