Studie der London School of Economics
Allen voran überrascht eine Studie der London School of Economics, die im Vorjahr von Sozialminister Alois Stöger in Auftrag gegeben wurde. Der Studienautor Elias Mossialos beschäftigte sich ein ganzes Jahr mit dem österreichischen Gesundheitswesen und entwarf im Rahmen der Untersuchung vier Modelle, wie die Sozialversicherung in Österreich künftig ausschauen könnte.
Modell 1: ein bundesweiter Träger für Unfall-, Pensions- und Krankversicherung, in der alle unselbstständig Beschäftigten versichert sind und ein Träger für alle Selbstständigen.
Modell 2: wie Modell 1, nur dass es noch eine eigene Kranken- und Pensionsversicherung für staatlich Bedienstete gibt.
Modell 3: sieht eine bundesweite Pensionsversicherung und neun, in die Bundesländer unterteilte, Kranken- und Unfallversicherungen vor.
Modell 4: basiert auf dem jetzigen Modell der 21 Träger – jedoch mit einer verbesserten Koordination, z.B. mit Hilfe von gemeinsamen Servicezentren.
Das überraschende Ergebnis: Mossialos rät zum letzten Modell, also zur Beibehaltung der 21 Träger und der Intensivierung der Kooperation und vor allem zur Leistungsharmonisierung. In der Studie wird von einer Revolution abgeraten. Die Einsparungspotentiale, die sich aus einer effizienteren Verwaltung ergeben würden, sind gering, denn die Verwaltungskosten liegen bereits sehr niedrig. Nur Japan würde sein Gesundheitssystem effizienter verwalten. Dennoch wäre in Österreich in diesem Bereich noch ein Einsparungsvolumen von 46 Millionen zu heben. Eine weitaus höhere Kostenreduktion könnte aber durch den verstärkten Einsatz von Generika (65 Millionen) und die Betrugsbekämpfung (80-132 Millionen) erreicht werden. Die Drosselung der Krankenhausaufenthalte um 10% könnte sogar 1,2 Milliarden einsparen, wobei davon 30-40% tatsächlich lukriert werden könnten, der Rest müsste in den dafür notwenigen Ausbau der Primärversorgung und der Ambulanzen investiert werden.
Zahlen der OECD
Auch eine diesjährige Untersuchung der OECD „Tackling Wasteful Spending on Health" (Wie man sinnlose Ausgaben im Gesundheitswesen eingrenzt) zeigt bei den Verwaltungskosten in Österreich ein sehr unspektakuläres Bild. Lediglich 2,8 Prozent der Gesundheitsausgaben würden für die Verwaltung benötigt. Die Schweiz liegt mit 4,3 Prozent darüber und auch in den Niederlanden schlagen die Verwaltungskosten mehr zu Buche (4,1 Prozent). Im Vereinigten Königreich liegt der Wert mit 1,5 Prozent allerdings noch niedriger als in Österreich.
Hingegen weist die Privatversicherung deutlich höhere Verwaltungsanteile auf. In Österreich belaufen sich diese auf 31,7 Prozent, was auch im Ländervergleich der OECD hoch ist. In der Schweiz weisen die Privaten Versicherer etwa nur einen Anteil von 16,8 Prozent auf.
Die OECD fasst zusammen, dass öffentliche Versicherungen geringere Verwaltungskosten aufweisen als Private. Der Unterschied zwischen steuerfinanzierten Systemen und Sozialversicherungssystemen sei hingegen marginal. Die Finanzierung aus einer Hand ist laut OECD im Vergleich zu vielen Kostenträgern allerdings effizienter. Außerdem weisen Gesundheitssysteme mit freier Versicherungswahl höhere Verwaltungskosten auf als solche mit Pflichtversicherung.
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