Warum die Prämien der Krankenkassen steigen

Dieses Jahr steigen in der Schweiz die Prämien für die Krankenkassen im Schnitt um 7 Prozent. Das ist deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Als Gründe werden meist Medikamentenkosten, Verwaltungsausgaben der Kassen und die Demographie genannt. Diese Faktoren weisen aber kein höheres Wachstum auf als andere Kosten. Was sind also die wirklichen Kostentreiber?

 

 

Die Demographie war laut santésuisse zwischen 2012 und 2017 für ein Fünftel des Kostenwachstums verantwortlich. Für 80 Prozent der Kostenentwicklung muss es also andere Faktoren geben. Dr. Fridolin Marty von economiesuisse berichtet, welche Ursachen es noch für die Kostensteigerungen gibt:

Der medizinische Fortschritt macht es möglich Krankheiten effizienter, aber auch teurer, zu behandeln (z.B. moderne Krebstherapien).

Die Drittzahlerproblematik besagt, dass der Patient eigentlich wenig Interesse daran hat Kosten einzusparen, denn zahlen tut ja die Versicherung.

Lohnsteigerungen lassen sich in maschinenintensiven Bereichen durch steigende Arbeitsproduktivität rechtfertigen. In personalintensiven Branchen, wie dem Gesundheitsbereich, müssen die Löhne dann auch steigen, um weiterhin Personal zu bekommen. Jedoch kommt es dort zu geringeren oder keinen Produktivitätssteigerungen. Man spricht bei diesem Effekt von der Baumol’schen Krankheit, die etwa denselben Effekt auf die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen haben dürfte wie die Demographie.

In Gesellschaften, in denen der Wohlstand hoch ist, kommt es zu höheren Gesundheitsausgaben. Denn wer genug Essen, Kleider, Wohnraum und andere Güter hat, der fragt mehr Gesundheit nach.

Erfolgreiche Therapien in einem guten Gesundheitssystem lassen den Patienten mehr Therapien nachfragen. Man nennt das den Sisyphus-Effekt.

Die schweizer Politik hat seit 2004 die Kostenbeteiligung der Versicherten nicht mehr angepasst, was die Drittzahlerproblematik verschärft hat. Bei der Digitalisierung wurden hingegen Entwicklungen verpasst. Außerdem wurden viele neue Gesetzestexte verfasst, die den administrativen Aufwand im Gesundheitswesen massiv erhöht haben.

 

Mehr Informationen zum Gesundheitswesen in der Schweiz

 

Quelle

economiesuisse